Schmalkalden – die mit rund 3.000 Einwohnern größte und einwohnerreichste Stadt des Henneberger Landes – wurde Ende April 1525 von dem auf fast 10.000 Aufständische angewachsenen Werra-Haufens gezwungen, ihre Tore zu öffnen. Es kam zu Plünderungen vor allem der großen kirchlichen Einrichtungen der Stadt und der Häuser der Schmalkalder Juden.
Ein nicht unerheblicher Teil der politisch Verantwortlich sympathisierte offen mit den Aufständischen. Ein Bürgermeister und ein Ratsherr wurden zu Mithauptleuten des Bauernheeres ernannt; die Stadt musste sich auf die Zwölf Artikel der Bauern verpflichten. Ein großer Teil der Schmalkalder Handwerker schlug sich auf die Seite der Bauern und zog mit ihnen Richtung Meiningen.
Die Stimmung kippte, als die Kunde vom Anrücken des hessischen Landgrafen Philipp mit Heeresmacht das Werra-Tal erreichte. Die Stadt versuchte zu retten, was zu retten war. Eine dem Landgrafen entgegengezogene Abordnung erklärte die vollständige Unterwerfung der Stadt. Neben der Zahlung von hohen Strafgeldern und der Hinrichtung der Rädelsführer waren die Folgen für die Stadt jedoch fatal: sie verlor viele ihrer Privilegien und Freiheiten.
Was waren die Gründe für eine wohlhabende und wirtschaftlich prosperierende Stadt, sich den Aufständischen anzuschließen? Wie konnte ein so großer Truppenkörper wie der Werra-Haufen versorgt werden? Und wie nutzten die Landesherren ihren Sieg über den Bauernaufstand aus, um ihre Macht und Stellung weiter zu festigen und sogar auszubauen? Dies sind nur einige Fragen, denen der Schmalkalder Teil der der südthüringisch-fränkischen Kooperations-Ausstellung über den Bauernkrieg nachgeht.
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Kooperationsausstellungsprojekt
der Museen Heldburg, Kloster Veßra, Münnerstadt, Schmalkalden, Schleusingen
1525. Bauernkrieg im Henneberger Land
Ein Ereignis – fünf Perspektiven
Im Frühjahr 1525 kam es in weiten Teilen Mitteleuropas zu Erhebungen gegen die Herrschenden, so auch in der Region zwischen Main und Werra, dem heutigen Südthüringen und Nordbayern. Dieser sogenannte Bauernkrieg prägte das kollektive Gedächtnis im deutschsprachigen Raum nachhaltig. Zum 500. Jahrestag gestalten fünf Museen des Henneberger Landes über die heutigen Landesgrenzen hinweg eine gemeinsame Kooperationsausstellung.
Während die große thüringische Landesausstellung in Mühlhausen und Bad Frankenhausen die dortigen Ereignisse rund um den Reformator Thomas Müntzer in den Blick nimmt, werden hier von Museen in Thüringen und Unterfranken erstmals die Geschehnisse im hennebergisch-fränkischen Raum in ihrer ganzen Komplexität thematisiert.
Die Aufständischen – Bauern und Stadtbewohner – formierten sich in sogenannten Bauernhaufen und stellten Forderungen auf. Darin ging es um politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und letztlich eine neue Gesellschaftsordnung. Ein radikaler Teil zerstörte Klöster und Burgen. Der Aufstand traf die regionalen Herrschaftsträger und selbst die Landesherren, wie Graf Wilhelm IV. von Henneberg und den Würzburger Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, ins Mark.
Reisen Sie durch die Museen des Henneberger Landes und erfahren Sie auf anschauliche Weise, wie hier vor 500 Jahren unterschiedliche Vorstellungen von Recht und Ordnung aufeinanderstießen, wie die unterschiedlichen Akteure die gewaltsamen Auseinandersetzungen erlebten und welche Folgen sie hatten.
Betrachten sie ein Ereignis aus fünf Perspektiven!