Erinnern an den Bauernkrieg - Warum?
In drei Impulsvorträgen gaben Dr. Bernd Breyvogel (Leiter Museum Bauernkrieg im Württemberg-Haus Beutelsbach), Dr. Thomas T. Müller (Direktor Mühlhäuser Museen und Vorsitzender der Thomas-Müntzer-Gesellschaft aus Mühlhausen/Thüringen) sowie Andreas Schulz (Fachreferent für Gedenkstättenarbeit von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg) im Rahmen einer Ausstellungseröffnung im Bauernkriegsmuseum Böblingen Antworten auf die Frage:
„Was nützt uns die museale Erinnerung an den Bauernkrieg heute?“
Dr. Bernd Breyvogel, dessen Beitrag stellvertretend durch Dr. Heinrich Thalmann (Bauernkriegshaus Nußdorf) vorgetragen wurde, fasste zusammen: „Wenn wir sehen, dass vor 500 Jahren Menschen unter sehr viel widrigeren Umständen als die derzeit im freiheitlich-demokratischen Deutschland herrschenden für Freiheit und gleiche Rechte auf die Straßen gingen und durchaus auch etwas erreichten, dann sollte uns das heute motivieren, das ebenfalls zu tun. Und wenn wir dann noch in den Blick nehmen, wie labil diese scheinbar auf ewig errungenen Werte und Grundlagen sind - in unseren Nachbarländern, aber auch bei uns selbst -, dann umso mehr. Denn noch etwas haben wir gesehen: Die zitierten Parolen und Forderungen von damals 'Ich will der Gerechtigkeit einen Beistand tun!' und 'Wir wollen frei sein!' haben auch nach 500 Jahren noch nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Das zu erkennen und im besten Fall auch in eigene politische Motivation und eigenes Engagement für die Gesellschaft umzusetzen, das kann und muss [...] die museale Erinnerung an den Bauernkrieg heute leisten.“
Im Hinblick auf die historische wie aktuelle politische Vereinnahmung des Bauernkrieges, bekundete Dr. Thomas T. Müller, „ist es umso wichtiger, den Blick auf die demokratiegeschichtliche Rolle des Aufstandes zu richten. So dürfen zum Beispiel die Zwölf Artikel, die vor fast 500 Jahren in einem urdemokratischen Prozess entstanden, noch heute durchaus als ein hochrelevantes Programm für grundlegende Menschenrechte, eine dem Gemeinwohl dienende Nutzung von Land, Wasser und Forst sowie für eine gerechte Besteuerung Aller gelten. Und dafür, dass dies in Erinnerung bleibt, ist eine solche Stätte wie das Deutsche Bauernkriegsmuseum in Böblingen wahrlich der passende Ort.“
Unter dem Motto „Demokratische Zukunft braucht Erinnerung“ unterstrich Andreas Schulz abschließend: „Die Erinnerung an das Streben nach Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung kann uns als Orientierung für einen demokratischen Wertekodex dienen. [...] Wir erfahren aus der Geschichte, was es mit den diversen Freiheiten auf sich hat, die das Grundgesetz uns so selbstverständlich zu gewähren scheint. Mit der Beschäftigung mit der Geschichte werden aus diesen vielleicht manchmal abstrakten und juristischen Klauseln zunächst erfahrbare und erlebte Geschichten. Dadurch, dass ich mich an dieser Geschichte orientieren kann, [...] stehe ich umso mehr für diesen Wertekodex ein - weil ich dann anhand der Geschichte selbst erfahren habe, was es bedeuten könnte, wenn ich unfrei bin, wenn ich nicht meine Meinung sagen kann, wenn ich unterdrückt bin. [...] Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte können wir [...] wieder mehr Leidenschaft in unsere Beziehung zur Demokratie bringen.“
Die Vorträge waren am 10. April 2022 Teil des Eröffnungsprogramms zur neuen Sonderausstellung „Freiheit... Wahrheit... Gleichheit...“ des Deutschen Bauernkriegsmuseums in Böblingen, welches eine Auswahl seiner Grafikarbeiten und Kunstwerke aus 500 Jahren revolutionärer Umtriebe in Deutschland und Frankreich präsentiert und die Besucher zum Nachdenken und Diskutieren über Vergangenes und Gegenwärtiges, über Freiheiten und Verantwortung anregen möchte. In diesem Sinne formulierte auch der Oberbürgermeister von Böblingen, Dr. Stefan Belz: „Der Kampf für Freiheit, der Kampf um Freiheit ist ein fundamentaler demokratischer Wert, den wir seit jeher zu erringen versuchen.“
Die Veranstaltung wurde durch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher Bauernkriegsmuseen begleitet, die damit ihr 15-jähriges Bestehen feierte. Mit Museumsleiterin Cornelia Wenzel verabschiedeten die Arbeitsgemeinschaft und die Stadt Böblingen zeitgleich eine geschätzte Kollegin und engagierte Geschichtsvermittlerin in den Ruhestand.
„Was nützt uns die museale Erinnerung an den Bauernkrieg heute?“
Dr. Bernd Breyvogel, dessen Beitrag stellvertretend durch Dr. Heinrich Thalmann (Bauernkriegshaus Nußdorf) vorgetragen wurde, fasste zusammen: „Wenn wir sehen, dass vor 500 Jahren Menschen unter sehr viel widrigeren Umständen als die derzeit im freiheitlich-demokratischen Deutschland herrschenden für Freiheit und gleiche Rechte auf die Straßen gingen und durchaus auch etwas erreichten, dann sollte uns das heute motivieren, das ebenfalls zu tun. Und wenn wir dann noch in den Blick nehmen, wie labil diese scheinbar auf ewig errungenen Werte und Grundlagen sind - in unseren Nachbarländern, aber auch bei uns selbst -, dann umso mehr. Denn noch etwas haben wir gesehen: Die zitierten Parolen und Forderungen von damals 'Ich will der Gerechtigkeit einen Beistand tun!' und 'Wir wollen frei sein!' haben auch nach 500 Jahren noch nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Das zu erkennen und im besten Fall auch in eigene politische Motivation und eigenes Engagement für die Gesellschaft umzusetzen, das kann und muss [...] die museale Erinnerung an den Bauernkrieg heute leisten.“
Im Hinblick auf die historische wie aktuelle politische Vereinnahmung des Bauernkrieges, bekundete Dr. Thomas T. Müller, „ist es umso wichtiger, den Blick auf die demokratiegeschichtliche Rolle des Aufstandes zu richten. So dürfen zum Beispiel die Zwölf Artikel, die vor fast 500 Jahren in einem urdemokratischen Prozess entstanden, noch heute durchaus als ein hochrelevantes Programm für grundlegende Menschenrechte, eine dem Gemeinwohl dienende Nutzung von Land, Wasser und Forst sowie für eine gerechte Besteuerung Aller gelten. Und dafür, dass dies in Erinnerung bleibt, ist eine solche Stätte wie das Deutsche Bauernkriegsmuseum in Böblingen wahrlich der passende Ort.“
Unter dem Motto „Demokratische Zukunft braucht Erinnerung“ unterstrich Andreas Schulz abschließend: „Die Erinnerung an das Streben nach Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung kann uns als Orientierung für einen demokratischen Wertekodex dienen. [...] Wir erfahren aus der Geschichte, was es mit den diversen Freiheiten auf sich hat, die das Grundgesetz uns so selbstverständlich zu gewähren scheint. Mit der Beschäftigung mit der Geschichte werden aus diesen vielleicht manchmal abstrakten und juristischen Klauseln zunächst erfahrbare und erlebte Geschichten. Dadurch, dass ich mich an dieser Geschichte orientieren kann, [...] stehe ich umso mehr für diesen Wertekodex ein - weil ich dann anhand der Geschichte selbst erfahren habe, was es bedeuten könnte, wenn ich unfrei bin, wenn ich nicht meine Meinung sagen kann, wenn ich unterdrückt bin. [...] Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte können wir [...] wieder mehr Leidenschaft in unsere Beziehung zur Demokratie bringen.“
Die Vorträge waren am 10. April 2022 Teil des Eröffnungsprogramms zur neuen Sonderausstellung „Freiheit... Wahrheit... Gleichheit...“ des Deutschen Bauernkriegsmuseums in Böblingen, welches eine Auswahl seiner Grafikarbeiten und Kunstwerke aus 500 Jahren revolutionärer Umtriebe in Deutschland und Frankreich präsentiert und die Besucher zum Nachdenken und Diskutieren über Vergangenes und Gegenwärtiges, über Freiheiten und Verantwortung anregen möchte. In diesem Sinne formulierte auch der Oberbürgermeister von Böblingen, Dr. Stefan Belz: „Der Kampf für Freiheit, der Kampf um Freiheit ist ein fundamentaler demokratischer Wert, den wir seit jeher zu erringen versuchen.“
Die Veranstaltung wurde durch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher Bauernkriegsmuseen begleitet, die damit ihr 15-jähriges Bestehen feierte. Mit Museumsleiterin Cornelia Wenzel verabschiedeten die Arbeitsgemeinschaft und die Stadt Böblingen zeitgleich eine geschätzte Kollegin und engagierte Geschichtsvermittlerin in den Ruhestand.