Die Ausstellung
Der Bauernkrieg von 1525 prägte auf Generationen das kollektive Gedächtnis im deutschsprachigen Raum. Thüringen war nicht nur Schauplatz eines entscheidenden Wendepunktes des Aufruhrs, sondern auch finaler Wirkungsort des radikalen Reformators Thomas Müntzer. Aus diesen Gründen hat die Thüringer Landesregierung beschlossen, den 500. Jahrestag des Deutschen Bauernkrieges zum Anlass zu nehmen, in Mühlhausen und in Bad Frankenhausen 2025 eine Thüringer Landesausstellung auszurichten.
In Mühlhausen: 26. April bis 19. Oktober 2025
In Bad Frankenhausen: 10. Mai bis 17. August 2025
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In Mühlhausen: 26. April bis 19. Oktober 2025
In Bad Frankenhausen: 10. Mai bis 17. August 2025
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Die Geschichte

Lebenswelt
Glaube und Frömmigkeit waren die Leitfäden der Menschen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der individuelle Alltag wurde von einer festen Abfolge von Feiertagen und Ritualen beherrscht und die Familie prägte sowohl in der Stadt als auch auf dem Land die private soziale Lebenssituation. Der Umstellung von Natural- auf Geldleistungen folgten sinkende Agrarpreise bei gleichzeitiger Wertsteigerung von Gewerbeprodukten. Obwohl das obrigkeitliche Ordnungsstreben zunahm, gewannen gesellschaftliche Spannungen und Partizipationskonflikte an Brisanz. In dieser Lage wollten die Bauern durch Verminderung von Abgaben, Wiederbelebung alter Rechte und Stärkung der Dorfgemeinden eine Verbesserung ihrer Lebenssituation erreichen.

Die Zwölf Artikel
Im Februar 1525 verfassten die Bauern im oberschwäbischen Memmingen die „Zwölf Artikel der Bauernschaft“, die ihre sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und religiösen Forderungen bündelten. So verlangten die Bauern die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Abschaffung von Frondiensten und Abgaben, die Rückkehr zu alten Freiheiten und Rechten sowie die freie Pfarrerwahl. Die Artikel erreichten eine weite Verbreitung im gesamten deutschsprachigen Raum, wurden zahlreichen Gemeinden zum Vorbild und gelten als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten.

Aufruhr 1525
Die Aufstände nahmen 1524 ihren Anfang in der Schwarzwaldregion und strahlten in den Süden und Norden aus. Zentren lagen am Oberrhein, im Elsass sowie in Oberschwaben, Württemberg, Franken und Thüringen. Die Aufstandsereignisse resultierten dabei nicht aus überregionalen Verabredungen. Zur Richtschnur und Formulierungshilfe für die lokalen Forderungen wurden vielerorts die „Zwölf Artikel“. Auf erfolglose Verhandlungen folgte die Konfliktentladung mit Plünderungszügen, Bewaffnung und vielfältigen Bedrohungsszenarien. Die Verweigerung des Gehorsams führte zu militärischen Gegenschlägen durch die Fürsten und endete allerorten mit der häufig blutigen Niederschlagung des Aufruhrs.

Thomas Müntzer
Der Theologe Thomas Müntzer verstand sich selbst als Prophet und interpretierte den Aufruhr im Sinne apokalyptischer Endzeiterwartungen. Er betrachtete die Bauern als Werkzeuge Gottes zur Wiederherstellung der christlichen Ordnung und schätzte dafür notfalls auch radikale Vorgänge als akzeptabel ein. Als charismatischer Prediger begleitete er die thüringischen Aufständischen nach Frankenhausen in die Schlacht und unterlag mit ihnen am 15. Mai 1525 den Fürsten. Thomas Müntzer wurde im Anschluss gefangen genommen und am 27. Mai vor der Stadt Mühlhausen hingerichtet. Bis in die heutige Zeit ist er eine theologisch und gesellschaftlich umstrittene Persönlichkeit.

Rolle der Reformation
Bereits früh beriefen sich die Aufständischen auf die reformatorische Bewegung um Martin Luther – seine Ausführungen schienen für die Rechtmäßigkeit des Aufbegehrens zu bürgen. Die Bauern im Süden des Reichs nahmen diese gar zum Anlass, die Abschaffung der Leibeigenschaft zu fordern. Eine Forderung, der eine immense Sprengkraft für die gesamte damalige Gesellschaftsordnung innewohnte. Die Aufständischen hegten die Hoffnung, die neuen religiösen Lehrer in Wittenberg stünden an ihrer Seite, was sich als Trugschluss erwies. Luther hatte ausschließlich theologische Zusammenhänge und keineswegs die weltliche Lebenssituation der Bauern im Blick gehabt.

Folgen
Viele der beteiligten Bauern wurden hingerichtet oder verstümmelt und mit Güterverlust sowie Verbannung bestraft. Unterstützende Gemeinden und Städte hatten Strafgelder zu leisten und wurden teilweise ihrer Privilegien beraubt. Die Bewaffnung von Bauern wurde verboten. Eine genaue Zahl der Toten auf der Seite der Aufständischen ist nicht überliefert – gemeinhin werden etwa 70.000 Opfer angenommen. Auch für zahlreiche Burgen und Klöster waren die Zerstörungen und Plünderungen gänzlich verheerend. Auf Seiten der Obrigkeit war das herrschaftliche Selbstverständnis bis ins Mark erschüttert worden, sodass auf Jahrzehnte ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber den Untertanen vorherrschte.

Rezeption
Der Bauernkrieg blieb als Epoche prägendes Ereignis in der gesellschaftlichen Erinnerung verankert. Subjektiv interpretiert diente er zeitübergreifend der religiösen, sozialen oder politischen Argumentation. Bereits von den Wittenberger Reformatoren ging eine bis weit ins 20. Jahrhundert fortdauernde, teilweise emotional hoch aufgeladene und tendenziöse Rezeption der Geschehnisse aus. Später waren es politisch-ideologische Vorprägungen, die nicht selten eine klare Sicht auf die Sachverhalte erschwerten. Entsprechende Deutungen und Darstellungen finden sich in verschiedensten Niederschriften, Kunstwerken, Aufführungen oder auch Alltagsgegenständen.
Ausstellungsorte
„Es ist nicht wohl zu glauben, wie alle Herrschaft, Ritterschaft und Regenten in ganz Deutschland so verzagt wurden, daß auch zehen Bäuerlein ohne Harnisch ein ungewinnlich Schloss einnehmen konnte. – Darnach kehret's sich wieder um, daß ein einziger Reuter zehen Bauern gefangen nehmen konnt.“
Friedrich Myconius (1490-1546)

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